Artikel über unsere Gärtnerei im Monatsjournal des Naturkosthandels Elkershausen (06/2020)

LICHTENBORNER KRÄUTER
Pflanzen stellen keine „Produkte“ dar, sondern sind Lebewesen mit Charakter und speziellen Bedürfnissen!

Nordwestlich von Göttingen in der Ortschaft Lichtenborn liegt die Kräutergärtnerei von Michael Brodda. Auf 350 m Höhe, mitten im Solling, wurde im Laufe der letzten 17 Jahre ein reinstes Kräuterparadies geschaffen. Wer Kräuter vor Ort einkaufen möchte, den erwartet eine große Vielfalt von Kräutern in einem Kräuterschaugarten mit Kräuterspirale, Kalkschotterbeeten und Trockenmauer - und ein herrlicher Blick ins Leinetal und auf den Harz.

Die Gärtnerei vermehrt und kultiviert etwa 250 verschiedene Arten und Sorten von Kräutern. Die meisten der in Töpfen angebotenen Pflanzen sind winterhart und ausdauernd. Seit 2008 arbeitet der Betrieb nach den Richtlinien des biologisch-dynamischen Anbaus.

Angebaut werden mediterrane Kräuter, Küchenkräuter, historische Heilpflanzen, Duftpflanzen und Raritäten.
Die Pflanzen zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:

  • Ausschließlich samenfeste Sorten
  • Anzucht in 100% torffreier Erde aus 100% einheimischen und natürlichen Materialien
  • Nur kurze Anzucht im Gewächshaus und zügige Abhärtung ab März im Freiland
  • Langsames Wachstum und Verholzung
  • Mehrjährige Pflanzen sind im Durchschnitt 1,5 Jahre alt, bevor sie in den Verkauf kommen


Wesensgemäßes Gärtnern heißt für den Kräutergärtner und Diplomgeographen: Pflanzen stellen keine „Produkte“ dar, sondern sind Lebewesen mit Charakter und speziellen Bedürfnissen, auf die sorgfältig geachtet wird. Die Kräuterpflanzen bekommen die Zeit, die sie entsprechend ihrer ursprünglichen Herkunft für ihre Entwicklung benötigen, um auch in hiesigen Breiten glücklich wachsen zu können. Anfangs erhalten sie eine kurze Startzeit im Gewächshaus. Ab ca. Mitte März kommen sie raus ins Freiland. Dort stehen sie dann ohne Abdeckung auch im Winter.

Denn die mediterranen Kräuter, die schon während der Zeit „Karls des Großen“ in den Norden kamen, sind mittlerweile gut an das mitteleuropäische Klima angepasst. Die robuste Abhärtung, die sie von Anfang an erfahren, wirkt sich auf die gute Qualität der demeter-Bio-Kräuter entscheidend aus. Dies vermittelt Michael Brodda seinen KundInnen in vielen Einzelgesprächen, denn die ausführliche und persönliche Beratung liegt ihm am Herzen. Dadurch entstehen tiefe Kontakte und eine enge Kundenbeziehung.

Über die hohe Qualität der Pflanzen hinaus ist den Lichtenborner Kräutergärtnern die konsequente Arbeitsweise und gesellschaftspolitische Ausrichtung des Betriebs sehr wichtig. So lehnt M. Brodda die Zusammenarbeit mit Konzernen strikt ab, wo Menschenrechte häufig missachtet werden und „Bio“ halbherzig und nur aus Profitgründen betrieben wird. Stattdessen setzt der Betrieb auf kleinbäuerliche Strukturen mit einer konsequent ökologischen Arbeitsweise. „Auch deshalb arbeiten wir mit Elkershausen zusammen, weil er einer der wenigen Bio-Großhändler ist, der kleinbäuerliche Strukturen fördert und dabei ist, eine Bio-Genossenschaft zu gründen.“

Ausführliche Infos und Hintergründe zur Geschichte des Betriebes und der ethischen Ausrichtung sind auf der Webseite zu finden: www.lichtenborner-kraeuter.de

Auch ein Besuch zu den Öffnungszeiten ist möglich (aktuelle Öffnungszeiten siehe Homepage).
Lichtenborner Kräuter, Twetenweg 10, 37181 Hardegsen-Lichtenborn, Tel. 05505 – 959269, mail@lichtenborner-kraeuter.de
Alle Fotos dieses Berichts, sowie das Titelbild, wurden von den Lichtenbornern zur Verfügung gestellt!

In 2019/20 wurde eine Neuausrichtung des Betriebes angeschoben.

Zum Hintergrund: Die Lichtenborner Kräutergärtner konnten und wollten nicht hinnehmen, dass der demeter-Verband sich für eine Zusammenarbeit mit Supermarktketten (u.a. Edeka, Rewe) entschieden hatte. Eine Unterschriftenaktion zur Rücknahme des Beschlusses von demeter hat in 2019 gute Resonanz in der Naturkostbranche gefunden. 2500 gesammelte Unterschriften konnten Herrn Friedemann Wecker (Vorstand von demeter im Norden) übergeben werden. Aber wie nicht anders zu erwarten war, wurden ihr Anliegen und die Inhalte abgewiesen.

Die Abweisung war zu erwarten und führte dazu, dass zwar weiterhin biologisch-dynamisch angebaut wird, aber um die deutlich im Vordergrund stehenden ethischen Werte der Lichtenborner (nicht mit Konzernen zusammenzuarbeiten, wo in vielen Bereichen Menschenrechte missachtet werden; „bio“ nicht halbherzig betreiben) zum Ausdruck zu bringen, wurde die Neuausrichtung des Betriebes zur Zertifizierung der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) angeschoben. So läuft seit April 2019 der Prozess der Gemeinwohlzertifizierung in Zusammenarbeit mit der Universität Witzenhausen. GWÖ ist ein ethisches Wirtschaftsmodell nach Christian Felber. Am 30.04.2020 hat die Gärtnerei das GWÖ-Zertifikat mit 777 von 1000 Punkten erhalten.

Zitat Michael Brodda: „Wir als demeter-Gärtnerei Lichtenborner Kräuter sind der Meinung, dass es an der Zeit ist, das Dogma des Wirtschaftswachstums in eine Gleichgewichtswirtschaft zu transformieren. Und dies versuchen wir in unserem Betrieb so weit wie möglich einfließen zu lassen/zu gestalten. Dazu ist die GWÖ eine wunderbare Unterstützung.“
„Denn mit der Natur leben heißt teilen lernen und bereichert zu werden“

© Elkershausen Monatsjournal, 06/2020

Gesamten Artikel als PDF herunterladen (12 MB)