Gartentipp: "Schädlinge"

Oft werden wir in unserer Kräutergärtnerei (biodynamisch) gefragt, was wir gegen Schädlinge tun. Da frage ich mich immer, welche Wesen eigentlich gemeint sind.

Laut Wikipedia sind Schädlinge „Organismen, die den wirtschaftlichen Erfolg des Menschen schmälern“. Genau genommen gibt es den Schädling seit 1880. Denn im Zuge der massenhaften Verbreitung der Reblaus in den Weinbergen damals wurde dieser Begriff eingeführt.

Ich persönlich halte den Menschen für den einzigen wirklichen Schädling, denn er macht etwas, was bisher kein anderes Wesen auf diesem wunderbaren Planeten getan hat.
Nur der Mensch rottet ganze Sorten und Arten von Lebewesen bis zum allerletzten Individuum aus, womöglich sich selbst…

In unserer Gärtnerei mit Online-Kräutershop nehmen wir uns immer wieder Zeit, um die Natur zu beobachten und sie immer tiefer zu verstehen. Dabei können wir erkennen, dass es in der Natur Schädlinge, so wie der Mensch sie versteht, genau genommen nicht gibt. Denn alle Wesen wie Pilze, Pflanzen, Tiere haben eine ganz bestimmte Funktion im Gesamtsystem Erde. Fehlt einer oder gibt es große Monokulturen, kommt die Natur durcheinander. Wenn wir tief schauen, erkennen wir, dass der Begriff aus einer Bewertung des Menschen mit seiner egozentrischen und gewinnorientierten Herangehensweise stammt. 

Hierzu ein Beispiel aus dem Alltag unserer biodynamischen Gärtnerei: An einem Frühjahrsmorgen stellte ich im Gewächshaus fest, dass über Nacht 300 Töpfe Pimpinelle und eine Woche später auch 300 Töpfe Schnittlauch von einer Maus „abgeerntet“ worden waren. Zunächst war meine spontane Reaktion – wie wohl die der meisten Menschen – Ärger verbunden mit der Frage, welcher „Schädling“ das wohl angerichtet hatte. Dann hielt ich aber inne und beschloss abzuwarten und nichts zu tun, sondern zu beobachten, wie sich die Situation weiter entwickeln würde. Und siehe da: Die Maus hatte ihre Bedürfnisse offenbar gestillt, sodass nach drei Wochen alle Bio-Kräuter wieder prächtig nachgewachsen waren, als ob nichts gewesen wäre.
Dieses Beispiel verdeutlicht eine buddhistische Weisheit, die besagt, dass Pflanzen, Tiere und Menschen drei Dinge gemeinsam haben, nämlich satt werden, sich vermehren und glücklich sein wollen.
Es ist also eine Frage der inneren Haltung, wie ich mit den Vorgängen und den anderen Lebewesen in der Natur umgehe – feindlich oder liebevoll gleichberechtigt. 

Aus dieser tiefen Einsicht heraus unternehmen wir in unserer Gärtnerei Lichtenborner Kräuter gegen sog. Schädlinge nichts, sondern erachten es als naturgemäßer, vielfältige ökologische Lebensräume zu schaffen. Denn je größer die ökologische Vielfalt (Biodiversität) der Gärten, der Landwirtschaft und Kultur- und Naturflächen, desto stabiler ist auch das ökologische Gleichgewicht, und das Problem der „Schädlinge“ reguliert sich von selbst.
Solche ökologischen Räume können z.B. sein: Hecken, Totholzbereiche, Teiche, Natursteinmauern, Kompostwirtschaft, Kästen für Vögel und Fledermäusen, Insektenhotels etc. Auch Hornissen haben eine wertvolle Funktion, denn sie fressen Wespen und sind ungefährlicher als der Mensch immer glaubt. 

Schneiden Sie auch nicht im Herbst, sondern lieber im Frühjahr, denn die Schlupfwespen überwintern oft in den Blütenständen und reduzieren so rechtzeitig die Läuse im kommenden Frühjahr.

Hecken zwischen landwirtschaftlichen Flächen führen sogar wissenschaftlich nachweisbar dazu, dass der sogenannte „Schädlingsdruck“ erheblich nachlässt und die Erträge auf einer landwirtschaftlichen Fläche in einer Entfernung bis zu 300m steigen.

Unsere Empfehlung:

1. Erst einmal abwarten, beobachten und versuchen, die Zusammenhänge zu verstehen, 

warum eine Art vermehrt auftritt. 

2. Ökologische Lebensräume (Biodiversität) erweitern.

3. Ggf. können natürliche Gegenspieler (sog. Nützlinge) eingesetzt werden, die u.a. im Onlineshop der Firma „Katzbiotech“ zu beziehen sind. 


Eine Literaturliste zu diesem Thema erscheint demnächst auf unserer Homepage.