Unser Selbstverständnis

„Jeder von uns kann etwas tun, um unseren Planeten zu schützen und Sorge für ihn zu tragen. Wir sollten so leben, dass für unsere Kinder und Enkelkinder eine Zukunft möglich sein wird. Unser Leben sollte unsere Botschaft sein.“ Thich Nhat Hanh

Inhaltsverzeichnis

1.a Entwicklung des Betriebes 2003 – 2024
1.b Unser Antrag an den Demeter-Verband 2019
1.c Neuausrichtung des Betriebes ab 2019
2. Unsere konsequente Arbeitsweise
3. KundInnen und Märkte
4. Nachhaltigkeit und weitere ökologische Werte
5. Zusammenfassung unserer wichtigsten Werte


1.a Entwicklung des Betriebes 2003 – 2024

Beide Fotos zeigen die Gärtnerei 2003 und 2019 vom selben Standort aus. Und hinter diesen beiden Fotos verbergen sich ganz unterschiedliche Herangehensweisen und ethische Werte:

bioland.jpg
Biolandverband: Mitgliedschaft von der Betriebsgründung 2003 bis 2007
demeter.pngDemeter-Verband: Wechsel zum Demeter-Verband 2008, da Bioland zu der Zeit die Richtlinien aufweichte. Mitgliedschaft bis 31.12.2023.

ab 2024: Wir arbeiten weiterhin nach der biodynamischen Anbauweise.

1.b Unser Antrag an den Demeter-Verband 2019

Im Januar 2019 haben wir einen ausführlichen Antrag an den Demeter-Verband gestellt, damit die Entscheidung der Zusammenarbeit mit den Supermarktketten zurückgenommen wird. Diesen haben wir zusammen mit 2500 Unterschriften im April von Herrn Friedemann Wecker (Vorstand Demeter im Norden) an die Bundesdelegiertenversammlung übergeben lassen.

Wie leider nicht anders zu erwarten war, wurden unsere Anliegen und deren Inhalte letztendlich abgewiesen. Wir Antragsteller wurden von den Vorständen teils mit großer Arroganz behandelt.

Uns war es aber besonders wichtig, unsere ethischen Werte deutlich zum Ausdruck zu bringen und unserer Arbeit und unseren KundInnen treu zu bleiben und klar zu machen, dass unsere Kräuter-Gärtnerei nicht mit Konzernen zusammenarbeiten wird. 

Denn diese missachten oft in vielen Bereichen die Menschenrechte und treiben die Umweltzerstörung und den Klimawandel weiter voran bis hin zur Unterstützung der Abholzung der Regenwälder wie in Amazonien. Bekanntestes Beispiel hierfür ist die Firma Cargill, die mit ihren Produkten alle Supermarktketten und auch die Discounter beliefert. Mehr
(s. http://www.regenwald.orghttp://www.cargill.com)

So haben wir unsere Bio-Gärtnerei in vielen Punkten über Demeter hinaus entwickelt. Und die Zeit ist reif, uns neu auszurichten und somit neue Möglichkeiten und Strukturen zu entwickeln, um unserer authentischen Arbeit und unseren ethischen Werten treu bleiben zu können. 

1.c Neuausrichtung des Betriebes ab 2019

Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) zertifiziert

unnamed.png2019 haben wir uns im Rahmen eines Projekts mit der Universität Witzenhausen Gemeinwohl-zertifizieren lassen. Die Gemeinwohlökonomie (GWÖ) ist ein ethisches Wirtschaftsmodell nach Christian Felber).(s. Christian Felber: Gemeinwohlökonomie

In der GWÖ-Bilanz wird statt einer rein monetären eine inhaltich-ethische Bewertung des Betriebs vorgenommen. So werden z.B. die Bereiche Nachhaltigkeit, Menschenrechte, Lieferketten, Umgang mit Personal u.v.m. kritisch beleuchtet und mit einer Punktzahl bewertet.

Wir als biodynamische Gärtnerei Lichtenborner Kräuter sind der Meinung, dass es an der Zeit ist, das Dogma des Wirtschaftswachstums in eine Gleichgewichtswirtschaft zu transformieren. Und dies versuchen wir in unserem Betrieb so weit wie möglich einfließen zu lassen/zu gestalten. Dazu ist die GWÖ eine wunderbare Unterstützung.

Stärkung kleinbäuerlicher, solidarischer und ethischer Bio-Strukturen

Seit 2019 bestehen intensive Aktivitäten unserer biodynamischen Kräuter-Gärtnerei, um den Zusammenschluss mit weiteren authentisch arbeitenden und lebenden kleinbäuerlichen Betrieben zu stärken. 

Die Zusammenarbeit soll uns als landwirtschaftlichen Betrieben ermöglichen, kleinbäuerliche Strukturen zu erhalten, einen hohen ökologischen Standard im Anbau zu wahren und eine unabhängige, konzernfreie Vermarktung zu gewährleisten. Weiterhin ist uns die Direktvermarktung mit sehr persönlichem Kundenkontakt überaus wichtig.

Wir würden selber gern die Betriebsform der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) wählen, aber als stark spezialisierte Gärtnerei mit Topfkräutern und Obstanbau ist dies äußerst schwierig. Wir haben aber verschiedene solidarische Elemente integriert, z.B. ein solidarisch gestaffeltes Preissystem (s. nächster Punkt).

Solidarische Preise - Wertschätzungskette

Unsere Preise sollen fair und wertschätzend sein. Sie sollen sämtliche anfallenden Kosten beinhalten, also auch die externen Kosten, die gewöhnlich nicht von verursachenden Betrieben getragen werden, sondern der Umwelt und der Gesellschaft aufgebürdet werden.
„Sollen“ bedeutet, dass die Preise im Prinzip noch höher sein müssten, damit wir wirklich alle Kosten und in Fairness bezahlen können.

Wir zahlen den Mindestlohn, aber die Löhne müssten natürlich viel höher liegen, um einen Verdienst zu gewährleisten, der auch eine Familie normal gut ernähren könnte. Dies ist im Bereich der Lebensmittelproduktion jedoch noch nicht möglich, weil die Menschen immer noch “billig“ einkaufen möchten.

So haben wir seit 2018 in unserer Gärtnerei und auf den Märkten solidarische Preise eingeführt.

Achtsame Landwirtschaft und Genügsamkeit

Die Achtsamkeitslehre nach Thich Nhat Hanh und seine Ideen zum Konzept der Happy Farm sollen in unsere Arbeit einfließen. Wir versuchen dadurch die Praxis des „Innehaltens“, des „Tiefen Schauens“ und der „Achtsamkeit“ in den Arbeitsalltag einfließen zu lassen, was nicht immer ganz leicht ist.

Genügsamkeit stellt für uns keinen Verzicht, sondern eine tiefe innere Bereicherung dar. (s.www.plumvillage.orghttp://www.eiab.eu)

2. Unsere konsequente Arbeitsweise

Qualität

In unserer biodynamischen Kräuter-Gärtnerei werden die Kräuter in Spitzenqualität nach den höchsten Standards durch langsames Pflanzenwachstum und Freilandkultivierung erzeugt, vor allem aber durch wesensgemäßes Gärtnern. Mehr

Wesensgemäßes Gärtnern

Pflanzen stellen für uns keine „Produkte“ dar, sondern sind Lebewesen mit Charakter und speziellen Bedürfnissen, auf die wir sorgfältig achten.

Wir nutzen für unsere Pflanzen torffreie Erde und lassen den Kräuterpflanzen die Zeit, die sie entsprechend ihrer ursprünglichen Herkunft für ihre Entwicklung benötigen, um auch in diesen Breiten glücklich wachsen zu können. 

Anfangs erhalten sie eine kurze Startzeit im Gewächshaus. Und ab ca. Mitte März kommen unsere Pflanzen raus ins Freiland, und dort stehen sie auch ohne Abdeckung während des gesamten Winters. 

Denn auch die mediterranen Kräuter, die schon während der Zeit „Karls des Großen“ in den Norden kamen, sind mittlerweile schon sehr stark an das hiesige Klima angepasst. Die robuste Abhärtung, die sie bei uns von Anfang an erfahren, wirkt sich auf die gute Qualität der Bio-Kräuter entscheidend aus.

Das Obst von unseren Hochstammbäumen und Sträuchern wird handverlesen oder von Hand gepflückt und schonend zu Obstsäften verarbeitet. Mehr

„Schädlinge“ sind Nützlinge - Intersein

Den Begriff „Schädlinge“ werden Sie in unserer Gärtnerei nicht zu hören bekommen, denn kein Wesen ist ein Schädling im wirklichen Sinne. Denn jedes Wesen hat seine ganz bestimmten Lebensaufgaben im Ökosystem Erde. 

Alles ist mit allem verbunden. Thich Nhat Hanh hat für diesen Sachverhalt den so zutreffenden Begriff „Intersein“ geprägt. Denn kein Lebewesen kann ganz allein aus sich selbst heraus existieren. Jedes Wesen ist abhängig von vielen anderen Bedingungen und Lebewesen. Fehlt eines dieser Elemente, kann auch es nicht mehr in dieser Formation Bestand haben.

Wir legen viele unterschiedliche Lebensräume für viele Tiere und Pflanzen an, so dass sich ein natürliches Gleichgewicht einstellt, in dem keine Art Überhand nimmt, sondern sich die unterschiedlichen Populationen gegenseitig regulieren. Und so müssen wir uns um Läuse etc. keine Sorgen machen.

Denn: „Mit der Natur leben heißt teilen lernen und bereichert zu werden.“

Saatgut - Samenfeste Sorten

In unserer biodynamischen Kräuter-Gärtnerei verwenden wir ausschließlich samenfeste Sorten, die nachbaufähig und definitiv keine Hybriden sind. Hybriden gleichen einer pflanzlichen Inzucht und sind zwar oft ertragreicher, aber auch anfälliger. Sie sind in der Mehrzahl nicht weitervermehrbar und müssen daher bei den Saatgutfirmen stets neu gekauft werden. Eine Abhängigkeit von den Saatgutfirmen wird hergestellt.


100% torffreie Topferde aus 100% einheimischen und natürlichen Materialien

Auf unsere Initiative hin entwickelten Frau Reinckemeyer von der Firma „Die Torffrau“ und Herr Dr. Johannes Uli König vom Demeter-Forschungsring in Darmstadt eine der ersten zu 100% torffreien Erden aus 100% einheimischen und natürlichen Materialien! Sie besteht u.a. aus Eichenrindenkompost und speziell aufbereiteter Holzfaser aus einheimischer Fichte und Kiefer. Seit 2017 verarbeiten wir genau diese torffreie Erde in unserer biodynamischen Gärtnerei und tragen somit zum Schutz von Mooren und damit auch zum Klimaschutz bei.

Plastikfreie Hanf-Lignin-Töpfe und Bio-Baumwolltaschen

Seit Oktober 2019 sind wir dabei, die Plastiktöpfe für die Bio-Kräuterpflanzen auf Hanf-Lignin-Töpfe umzustellen. Sie sind zu 100 % biologisch hergestellt und zu 100 % biologisch abbaubar und in Deutschland hergestellt.

Sie stellen die erste stabile ökologische Alternative zum Plastik dar. Allerdings ist der Preis um das 10-20fache höher – noch.

Seit 2009 verwenden wir in der Gärtnerei Lichtenborner Kräuter keine Plastiktüten mehr, sondern eine 100 % Bio-Baumwolltasche, die Fairtrade-zertifiziert ist. (s. http://www.better-merchandising.de)

3. KundInnen/Märkte

100% Direktvermarktung

Wir vermarkten unsere biodynamischen Kräuter in torffreier Erde und das Obst fast zu 100% in Direktvermarktung in unserer Gärtnerei, auf Wochen- und Sondermärkten und über den Onlineshop. Nur einige Bioläden und Demeter-Höfe erhalten wenige Pflanzen zum Weiterverkauf.

Eine Zusammenarbeit mit Supermarktketten und Konzernen lehnen wir kategorisch ab.


Individuelle Fachberatung

Unsere KundInnen erhalten ausführliche, individuelle Fachberatungen. Diese beinhalten die Vermittlung von Pflanzenwissen ebenso wie Hintergrundinformationen, die das Bewusstsein für Gesamtzusammenhänge fördern. 

Wichtig ist für uns die Unterscheidung der Begrifflichkeiten „Konsumenten“ / „Verbraucher“ und „KundInnen“. Die Bezeichnungen „Konsumenten“ / „Verbraucher“ entstammen dem klassischen Wirtschaftsvokabular und degradieren die einkaufenden Menschen zu Geldgebern für das Wirtschaftsunternehmen, das stets dem Wachstumsglauben verhaftet ist. 

Wir ziehen den Begriff KundInnen vor, denn es sind Menschen, die bei uns zwar Kräuterpflanzen und torffreie Erde erwerben möchten, aber mit denen sich oft von der ersten Begegnung an ein sehr guter persönlicher Kontakt entwickelt. Bei uns geht der Kontakt vorrangig übers Herz und nicht über das Medium Geld.

Konzernfreies Einkaufen

Unsere Kräuter-Gärtnerei garantiert weiterhin konzernfreies Einkaufen. Wir bewahren uns unsere Unabhängigkeit und Freiheit und lehnen Vertriebsstrukturen über Discounter und Supermarktketten entschieden ab.


4. Nachhaltigkeit und weitere ökologische Werte

Biodiversität

Ein sehr hohes Maß an Biodiversität in der Gärtnerei ist für uns selbstverständlich und ein grundlegendes Anliegen. Es fördert ein gesundes Gleichgewicht aller Lebensformen Daher haben wir äußerst selten Probleme mit dem Überhandnehmen einer Art. Und wenn, dann behandeln wir sie sorgfältig mit Homöopathika für Pflanzen oder durch den Einsatz von sogenannten Nützlingen.

In der Praxis begünstigen wir Biodiversität u.a. durch eine Streuobstwiese, Büsche und Hecken, Totholzecken, Steinhaufen, Nisthilfen. Gemäht wird immer nur teilweise und sukzessiv.

Naturschutz und Wirtschaftlichkeit schließen sich nicht aus, im Gegenteil Naturschutz steigert die Wirtschaftlichkeit sogar. 


CO2-Neutralität – Klimaschutzprojekte – Regenwaldschutz

Wir arbeiten CO2-neutral. Einen Betrag von 600.- € für unsere
CO2-Immissionen zahlen wir als Ausgleich bzw. Spenden an zwei Amazonasprojekte:

Living-Gaia-Logo.pngLiving Gaia e.V. der Huni Kuin in Brasilien ( www.living-gaia.org)
Rettet den Regenwaldund an den Verein Rettet den Regenwald e.V., speziell für ein peruanisches Walderhaltungs- und Wiederaufforstungsprogramm (www.regenwald.org)


Mit den Spenden unterstützen wir Menschen, die sich vor Ort für den Erhalt des Amazonas-Regenwaldes einsetzen und damit einhergehend auch für den Klimaschutz.
Unsere gesamte gärtnerische Tätigkeit soll mit dem Umweltschutz und Planetenliebe in Zusammenhang stehen. Wir suchen daher beständig nach Verbesserungsmöglichkeiten.


Sehr geringer Stromverbrauch

Eine eigene Solaranlage (2,55kw) produziert weit mehr Strom als wir verbrauchen. Der jährliche Stromverbrauch für unser 4-Personen Privathaus beläuft sich auf ca. 1300 kWh. Die Gärtnerei verbraucht nochmals etwa 800KWh. 

In unserer Bio-Gärtnerei (Demeter) kommen zu 90% Akku- und Elektrowerkzeuge zum Einsatz, z.B. Akkuaufsitzrasenmäher und Elektrotransportkarre.


5. Zusammenfassend unsere wichtigsten Werte

• Gesellschaftliche Erneuerungsprozesse

Unsere Arbeit ist ausgerichtet auf grundlegende positive Erneuerungsprozesse in der Gesellschaft, das bedeutet:

Solidarische Gleichgewichtswirtschaft statt zerstörerischen Wirtschaftswachstums

Wir sind der Meinung, dass es an der Zeit ist, das uns auferlegte Dogma des Wirtschaftswachstums hinter uns zu lassen und zu einer solidarischen Gleichgewichtswirtschaft zu transformieren und somit dazu beizutragen, dass für alle Wesen Glück, Frieden und Liebe ermöglicht werden.

Das Gemeinwohl-Ökonomie-Konzept für ein ethisches Wirtschaftssystem kann aus unserer Sicht ein sehr wichtiges Element sein, um sich an gemeinwohl-fördernden Werten und dem Gleichgewichtswirtschaften zu orientieren.

• Kritisches Hinterfragen und konstruktive Transformation
Kleinbäuerliche Struktur

Wir streben mit unserer Kräuter-Gärtnerei eine achtsame, kleinbäuerliche Landwirtschaft mit Direktvermarktung und sehr gutem Kontakt zu KundInnen und Menschen unserer Region an.
„Wachse oder Weiche“ oder „You will grow“ ist nicht zukunftsweisend
Das gängige Prinzip von Konzernen und Großbetrieben „Wachse oder Weiche“ oder„You will grow“, wie es inzwischen auch von Bio- und Demeter-Betrieben gehandhabt wird, halten wir definitiv für nicht zukunftsweisend.

• Wertschätzungskette statt Wertschöpfungskette

Statt einer Wertschöpfungskette, in der jeder nur seinen eigenen Vorteil verfolgt, streben wir eine faire Wertschätzungskette an, die aus einer solidarischen Haltung erwächst.

• Biokontrolle der Gärtnerei - mit den KundInnen zusammen

Unsere Gärtnerei Lichtenborner Kräuter ist ein aufgeschlossener, aufnahmefähiger und gesprächsbereiter Betrieb, der den Kontext der Produktion und der Firmenphilosophie offenlegt und gerne diskutiert.
Wir legen Wert auf Authentizität und Ehrlichkeit.

Einbeziehung der KundInnen bei der Bio-Kontrolle

Eine Einbeziehung unserer KundInnen bei der Durchführung der Bio-Kontrolle und dem jährlichen Betriebsentwicklungsgespräch streben wir an.

„Der amerikanische Traum ist nicht für alle Menschen lebbar. Wir müssen einen anderen Traum träumen, einen Traum von Brüderlichkeit, Schwesterlichkeit, von liebender Güte und Mitgefühl“. Thich Nhat Hanh